Was macht die Gleichstellungsbeauftragte?

Karin Lewandowski, Gleichstellungsbeauftragte
Karin Lewandowski, Gleichstellungsbeauftragte

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Das ist nicht nur Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes, es ist gleichzeitig die Grundlage für die Arbeit der Itzehoer Gleichstellungsbeauftragten Karin Lewandowski.

Die Verwirklichung der Gleichberechtigung nach dem Grundgesetz ist auch Aufgabe von Städten und Gemeinden. Um diese Aufgabe umzusetzen, bestellen viele Städte und Gemeinden kommunale Gleichstellungsbeauftragte.

Gleichstellungsbeauftragte treiben die Frauenförderung und die Umsetzung der Gleichstellung vor Ort voran. Innerhalb der Rathausorganisation nimmt die Gleichstellungsbeauftragte eine Sonderstellung ein. Bestellt von der Ratsversammlung ist sie in der Ausübung ihrer Tätigkeit unabhängig. Zwar unterliegt sie der allgemeinen Dienstaufsicht des Bürgermeisters, ist aber nicht an fachliche Weisungen gebunden.

Die Aufgaben von Karin Lewandowski sind vielfältig: Verwaltungsintern ist sie bei Personalangelegenheiten wie Stellenausschreibungen und Auswahlverfahren aber auch bei anderen Fachangelegenheiten, die die Belange von Frauen berühren, eingebunden. „Zum einen habe ich natürlich ein Auge darauf, dass die gesetzlichen Vorgaben des Landesgleichstellungsgesetzes eingehalten werden“, so Lewandowski. „Darüber hinaus ist es aber auch meine Aufgabe, darauf zu achten, dass die Bedürfnisse und Anforderungen von Frauen bei Planungen und Entscheidungsvorlagen mitbedacht werden.“ Als Frauenbeauftragte ist sie außerdem Ansprechpartnerin für die Mitarbeiterinnen der Stadt Itzehoe genauso wie für Itzehoerinnen außerhalb des Rathauses.

Gleichstellungsarbeit ist eine Querschnittsaufgabe, die die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen zu fördern soll. Und eine Aufgabe, von deren Notwendigkeit auch heutzutage nicht mehr alle überzeugt sind. „Die Frage, ob wir in unserer heutigen Gesellschaft noch Frauenbeauftrage brauchen, begegnet mir schon immer mal wieder – sowohl von Männern als auch von Frauen. Und die Antwort ist ganz eindeutig ja. Man redet sich noch immer den Mund fusselig über Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten.“

Frauen seien in vielen Bereichen immer noch strukturell benachteiligt. Das heißt, die Benachteiligung von Frauen sind keine Einzelfälle, sondern Ergebnis lang bestehender gesellschaftlicher Strukturen, die Männer bevorzugen, auch wenn die Gleichstellung vor dem Gesetz erreicht ist. „Frauen schränken zum Beispiel ihre Berufstätigkeit zugunsten der Kinderbetreuung immer noch viel häufiger ein, als Männer. Dadurch sind sie automatisch stärker durch Probleme wie fehlende Kita-Plätze benachteiligt“, erklärt Lewandowski. „Ein anderes Beispiel: Ein großer Teil der Beschäftigten in systemrelevanten, häufig unterbezahlten Berufen wie der Pflege sind Frauen. Entsprechend stark betroffen sind sie durch fehlende Tarifverträge in diesen Bereichen. Gleichstellungsarbeit wird bei solchen Themen also auch immer ganz schnell gesellschaftspolitisch und geht über die Grenzen Itzehoes hinaus.“

Dort wo Frauen gefördert werden, entstehe bei einigen Männern schnell der Eindruck, aktiv benachteiligt zu werden, so Lewandowski. Man sollte bei dieser Kritik aber nicht außer Acht lassen, dass diese Maßnahmen dafür gedacht sind, einen bestehenden Mangel auszugleichen und so überhaupt erst ein Gleichgewicht herzustellen. Und das könne eben auch bedeuten, dass auf Seiten der Männer zunächst etwas abgeben werden muss.

Ob gendergerechte Sprache, Kita-Plätze, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder häusliche Gewalt – die Themen, mit denen Karin Lewandowski zu tun hat, sind gesellschaftlich relevant. „Es ist wichtig, dass diese Themen immer wieder in der Öffentlichkeit stattfinden“, so Lewandowski. Als Gleichstellungsbeauftragte leistet Karin Lewandowski daher auch eigene Öffentlichkeitsarbeit und organisiert Aktionen und Veranstaltungen – zum Beispiel am Weltfrauentag, während der interkulturellen Woche oder zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen.

Um eine solche Themenvielfalt zu bespielen braucht es ein gutes Netzwerk.  Die Vernetzung ist daher ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Gleichstellungsarbeit. Das Netzwerk umfasst zum Beispiel Gewerkschaften, Parteien, Jobcenter, Unternehmen oder Frauenberatungsstellen. Ihr Netzwerk erweist sich für Karin Lewandowski auch dann als besonders wertvoll, wenn es um ihre Beratungsarbeit geht. Ihre Beratungen sind unentgeltlich und absolut vertraulich: Das gilt sowohl für Ratsuchende innerhalb des Rathauses als auch außerhalb. „Wer mit mir sprechen möchte, muss den Dienstweg nicht einhalten“, betont Lewandowski.

So unterschiedlich die Lebenserfahrungen der einzelnen Frauen sind, so unterschiedlich sind auch die Themen, mit denen sie sich an die Gleichstellungsbeauftragte wenden.  „Frauen sind keine homogene Gruppe. Es sind junge Frauen, ältere Frauen, Frauen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, Frauen mit Behinderung, Frauen mit Gewalterfahrung – jede bringt ihre eigenen Themen und Bedürfnisse mit, die ich in meiner Arbeit berücksichtigen muss.“ Die Beratungsthemen reichen von Fragen zu Weiterbildung oder Minijobs, über Kinderbetreuung bis zu physischer und psychischer Gewalt. „Ich führe die Erstberatung durch und vermittle, wenn die ratsuchende Person es denn möchte, an die Stellen, die ihr am besten weiterhelfen können.“

Das Thema häusliche Gewalt ist eines, das Karin Lewandowski gerade in Zeiten von Corona noch einmal besonders im Blick behält. Dadurch, dass die Menschen viel zu Hause bleiben, steigt die Gefahr für die betroffenen Frauen, dort Gewalt zu erleben. Außerdem fallen viele Außenkontakte weg, was es zusätzlich erschwert, sich Hilfe zu suchen. Vieles an Beratung kann so gar nicht erst stattfinden.

Die vielfältigen Themen, die Karin Lewandowski bearbeitet sind nicht immer leicht. Aber sie sorgen für eine abwechslungsreiche, sich stetig ändernden Arbeitsalltag. „Das macht meinen Job so spannend und interessant. Die Aufgabe wandelt sich ständig, so wie sich auch die Gesellschaft wandelt.“ (JM)

Das macht die Gleichstellungsbeauftragte

  • Einbringen frauenspezifischer Belange in die Arbeit der Ratsversammlung, der Fachausschüsse und der Verwaltung
  • Prüfen von Verwaltungsvorlagen auf ihre Auswirkung für Frauen
  • Mitarbeit an Initiativen zur Verbesserung der Situation von Frauen in Itzehoe
  • Anbieten von Sprechstunden und Beratung für Frauen
  • Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Gruppen, Institutionen, Betrieben und Behörden, um frauenspezifische Belange wahrzunehmen
  • Mitwirkung bei Personalentscheidungen

Text und Foto: Jana Möller (Stadt Itzehoe)